Steine/Skulpturen
Der Erste: Marmor
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      2.Teil
Der Zweite: Belgisch Granit
Der Dritte: Sandstein
Der Vierte: Sandstein
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Campo dell' Altissimo
Sven Rünger
Marburger Sommerakademie
Robert Schmidt-Matt
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Der erste Stein: Marmor aus dem Apuanischen Alpen

Teil 2: Lank-Latum, Deutschland

Weiter ging es dann in Deutschland im Atelier von Sven Rünger. Zu Hause habe ich den Stein noch gewogen, er hatte knapp 40 kg. (Ein Gewicht, was ich notfalls kurz alleine tragen kann, aber ich war sehr froh, dass ich Hilfe beim Transport hatte. )

Das Atelier ist sehr schön gelegen, ein ehemaliges Ziegeleigebäude am Waldrand. Selbst im Herbst und Winter hat es Spass gemacht, draussen unter freiem Himmel zu arbeiten. Dort war das Licht einfach am besten, und die körperliche Arbeit hält auch warm.

Zunächst habe ich die buckelige Oberfläche mit dem Zahneisen bearbeitet, die Oberfläche wurde dadurch glatter und die vordefinierte Form kam besser zum Vorschein. Dabei fielen mir noch einige unharmonische, nicht richtig gerundete Stellen auf. Das Zahneisen nimmt aber deutlich weniger Material weg als ein Spitzeisen, man nähert sich also der endgültigen Form wesentlich langsamer an. Das ist nicht gerade ergiebig, wenn man Veränderungen duch Fotos dokumentieren will.

Es blieb also dabei - immer wieder den Stein von allen Seiten anschauen und von allen Seiten gleichmäßig nachbearbeiten.

Während der ganzen Zeit war ich unschlüssig, was ich eigentlich für eine Form haben wollte. Speziell mit der grossen, kugeligen Seite konnte ich nichts anfangen, ich war der Meinung, da müsste ich noch etwas Wesentliches verändern. So kam es zu dem Versuch, sie in zwei kleinere Formen zu teilen. Ganz sicher war ich mir bei dem Vorhaben allerdings nicht, deshalb habe ich die Vertiefung erstmal nur angedeutet. Und war nicht begeistert.

Teilung der grossen Kugel (1) Teilung der grossen Kugel (2)

Trotzden war es gut gewesen, das zu versuchen, denn um den Einschnitt wieder auszumerzen, musste ich die Kugel stärker zu verkleinern. Und dabei fiel endlich der Groschen: Ich wollte gar keine andere Form als die, die ich schon hatte - auf der einen Seite eine Art überhängenden "Kopf" und auf der anderen Seite die beiden auseinanderstrebenden, rundlichen Enden.

Die Kugel musste nur interessanter und spannungsreicher werden. Das habe ich erreicht, indem ich sie nicht nur verkleinerte, sondern auch ein bisschen asymmetrisch zu einer Seite ausrichtete. Ausserdem habe ich sie unterschnitten - d.h. ich habe unten so viel Material weggeschlagen und weggeraspelt, dass sich ein Überhang bildete. Das war übrigens eine ziemlich mühsame Kleinarbeit, man sieht selbst nur wenig Fortschritt bei dieser Arbeit. Deshalb habe ich auch erst wieder ein Foto gemacht, als ich mit der Form fertig war:

endlich: die Form ist fertig

Ab jetzt musste ich "nur" noch die Oberfläche glätten. Das sollte schnell gehen - dachte ich zumindest. Am Anfang war es auch so - denn Sven hat mit einem Exzenterschleifer die gezahnte Oberfläche abgeschliffen.

Maschinenschliff (1) Maschinenschliff (2)

Maschinenschliff (3) Maschinenschliff (4)

Das sah bei ihm ziemlich leicht aus - natürlich wollte ich es selbst auch ausprobieren. Aber Marmor ist für einen Stein relativ weich, diese Schleifmaschine hat ordentlich Kraft und kann sehr schnell tiefe Spuren hinterlassen, wenn man versehentlich abrutscht. Die muss man dann mühevoll wieder ausgleichen und die Form ringsum anpassen. Mehr möchte ich zu meinen Versuchen nicht sagen ;-)

Leider kann man mit so einer Maschine auch keine Rundungen schleifen. Es entsteht dabei eine Oberfläche aus vielen kleinen, eckig geschliffenen Flächen - ein Stein mit vielen Facetten. ;-)

Deshalb ging es anschließend mit schweisstreibender Handarbeit weiter. Zuerst mit einer grossen Raspel die Kanten glätten und abrunden, dann mit immer feinerem Schleifpapier nachschleifen und glätten. Dabei kann einem die Zeit schon lang werden, es ist ziemlich anstrengend.

Aber je glatter der Stein wurde, umso schöner sah man die Marmorierung. Ausserdem konnte der Stein so wunderbar hin-und-herschaukeln. Das war dann wieder schön und motivierend.

Und irgendwann war es dann soweit - zufällig habe ich mir auch noch ein schönes Vollendungsdatum ausgesucht.
Am 04.04.04 hat meine erste Skulptur den letzten Feinschliff bekommen. Anschließend habe ich sie noch mit Leinöl eingerieben, das gibt einen schönen, matten Glanz und versiegelt die Oberfläche.
Zum Schluss kam noch ein grosser Moment, meine erste Signatur in einer Skulptur - ich war fertig.

fertiger Stein, seitliche Ansicht 1 fertiger Stein, seitliche Ansicht 2 fertiger Stein, Ansicht von schräg vorne

fertiger Stein, gross vor schwarzem Hintergrund

(Sie wiegt jetzt übrigens 'nur' noch 34 kg) Signatur  

 

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